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Schlagwort-Archiv: Dawkins

Jesus, he knows me – and he knows I’m right.

08 Donnerstag Aug 2013

Posted by heroinefor1day in Unkategorisiert. - wie passend. Hinweg mit diesen untauglichen Kategorien!

≈ 7 Kommentare

Schlagwörter

Dawkins, Glaube, Gott, Hitchens, Napfkuchen, Religion, Schöpfer

Hach ja. Es ist so wunderbar wieder an meinem eigenen Rechner zu sitzen und zu schreiben. Mit einem aktuellsten Browser, Werbeblockern und der gewohnten Umgebung. Nachdem die Aktion mit den Leuten unter uns ein bisschen aus dem Ruder gelaufen ist, aufgrund von Missverständnissen etc. (es wäre jetzt doch irgendwie zu privat das alles aufzulisten – aber man hat uns schließlich ohne Vorankündigung das Passwort geändert, sodass wir keine Chance hatten das Netz zu nutzen.), haben wir tatsächlich einen Anbieter gefunden, der eine Mindestvertragslaufzeit von 3 Monaten hat. Das Problem, wieso wir vorher keinen eigenen Anbieter hatten, war, dass wir alle nur noch eine begrenzte Zeit hier wohnen und so ziemlich jeder Vertrag 2 Jahre geht. Unser Anschluss war sogar tatsächlich innerhalb von 2 Tagen fertig. Gestern nutzte ich die Zeit, um meine Defizite in Minecraft und anderen Let’s Plays nachzuholen, sowie Kontakte zu pflegen. Jetzt bin ich aber wieder da! Stimmung!

Während ich so ‚viel‘ Zeit hatte, düste ich ein wenig in der Weltgeschichte rum, löste Adventures, die ich schon lange spielen wollte, fand alte, verloren geglaubte SD-Speicherkarten wieder, mistete aus und las gute Bücher. Dawkins habe ich fast durch. Leider lese ich momentan echt zu viele Bücher gleichzeitig. Hitchens habe ich allerdings fertig gelesen und ich muss sagen, dass er mir im Buch sehr viel weniger verbissen vorkam als in den vielen Interviews und Vorträgen, in denen ich ihn gesehen habe. Trotz allem schätze ich ihn sehr und empfinde seinen Tod mehr und mehr als wirklich tragischen Verlust.

Für mich ist nach der Lektüre dieser Bücher, die natürlich in dem Bereich zu den populärsten gehören – was sie aber nicht weniger relevant macht – immer mehr und mehr klar geworden, was für Schäden Religion, vor allem institutionell gebundene Religion, anrichten kann. All die Widersprüche, die sich allein in den ‚heiligen‘ Schriften (es scheint so ziemlich egal zu sein, auf welche man sich stürzt), finden, das Heraussieben bestimmter Texte und das ‚Autorisieren‘ anderer sind für mich schon Beweis genug, dass es sich hierbei um absolut menschgemachte Dinge handelt. Ich möchte hierzu einmal Hitchens zitieren: ‚Die mildeste Kritik an der Religion ist mithin die radikalste und vernichtendste. Religion ist von Menschen gemacht. Nicht einmal die Menschen, die sie geschaffen haben, sind sich einig, was ihre Propheten, Erlöser oder Gurus nun tatsächlich gesagt oder getan haben. Und erst recht wird es ihnen nicht gelingen, uns den „Sinn“ späterer Entdeckungen und Entwicklungen zu erklären, die ihre Religionen zunächst behindert oder verleugnet haben. Trotzdem beharren die Gläubigen noch immer auf ihrem Wissen! Ja, sie bestehen darauf, über allumfassendes Wissen zu verfügen. Sie wollen nicht nur wissen, dass Gott existiert und dass er den ganzen Laden schuf und beaufsichtigte, sondern auch, was „er“ von uns verlangt – von der Ernährung über religiöse Riten bis hin zur Sexualmoral. Anders ausgedrückt: Im Rahmen eines enormen und komplizierten Diskurses, in dem wir immer mehr über immer weniger wissen, der uns jedoch die eine oder andere erhellende Erkenntnis verspricht, will uns eine Gruppe – die ihrerseits aus widerstreitenden Gruppen besteht – in ihrer schieren Arroganz weismachen, dass sie bereits über alle wichtigen und nötigen Informationen verfügt.‘ (1)

In den Kommentaren zu einem meiner Texte haben wir schon ein bisschen darüber gesprochen, dass man ja nicht alle über einen Kamm scheren soll bzw. dass es sich bei denjenigen, die Probleme machen, nur um eine kleine Anzahl handeln würde bzw. um bestimmte Leute (Kleinvieh macht auch Mist!). Man muss in Bezug auf Hitchens und auch Dawkins, auch, wenn sie Briten sind, natürlich auch betonen, dass sie ihre Standpunkte häufig auf die USA beziehen, in denen sie (bis zuletzt) gelebt haben/leben. Trotz allem bieten sie erhebliche Beispiele auch für andere Religionen – Hitchens nimmt sogar den Buddhismus in seine Kritik auf, was ich bisher auch noch nicht in der Form gelesen habe. Meist fällt der Buddhismus in die Kategorie ‚Lebensphilosophie‘ und weniger ‚Religion‘. Aber durch die Aussagen, die Hitchens gemacht hat, untermauert von lebhaften Beispielen, habe ich auch allmählich die Lust und den Respekt daran verloren.

Mit meinem Freund habe ich neulich in ähnlicher Weise lange diskutiert. Er findet es ebenso falsch, dass man allen Gläubigen eine Kollektivschuld gibt, weil der gemeine Landpastor doch sicherlich kein Interesse daran hätte irgendjemanden böswillig zu verblenden oder sich an der Religiösität Anderer finanziell zu bereichern. Mag sein, dass er da recht hat. Es mag auch sein, dass sogar in den höheren Rängen von religiösen Institutionen Menschen dabei sind, die an sowas kein Interesse haben. Und man kann natürlich auch sagen ’solange sie mir nichts tun, sollen sie doch tun, was sie wollen‘ – so halte ich es prinzipiell auch. Mein grundsätzliches Problem (abgesehen von meinem eigenen, persönlichen Problem viel zu empathisch zu sein!), das ich mit Religion als solche habe – und da ist es mir egal, um welche es sich handelt, ist dasselbe, was die bekannten Religionskritiker auch haben. Ich zitiere mal eben aus Wikipedia die zentralen Aussagen Hitchens: ‚Er vertrat in diesem Buch vier Hauptthesen, nämlich dass Religionen

  • in ihren Schöpfungsgeschichten über die Menschen und das Universum deren Ursprünge nachweislich verkehrt wiedergeben würden,
  • ein besonders stark ausgeprägt devotes Verhalten mit ebenso stark ausgeprägter Selbstbezogenheit paarten,
  • der Grund für riskante sexuelle Unterdrückung seien (wie etwa bei der z. B. männlichen und der weiblichen Genitalverstümmelung sowie beim Kondomverbot trotz AIDS),
  • auf Wunschdenken basierten.‘

Daraus resultieren natürlich weitere Probleme. Es ist ja nicht so, dass die aufgezählten Themen nur innerhalb des Religionskosmos‘ (was für ein schönes Wortspiel!) bleiben würden. Allein schon diese Beschneidungsgeschichte bringt mich zum Kochen. Und klar, ich könnte wieder sagen ‚geht mich nichts an. mich betrifft es ja nicht. sollen die doch machen‘, nur leider funktioniert das bei mir nicht so leicht. Als ich als junges Mädchen in einer Sonderausstellung in einem Museum war, bei der es um Beschneidung/Genitalverstümmlung bei Mädchen und deren Konsequenzen ging, habe ich fast geweint. Es gab Filme, Fotos, persönliche Geschichten von Mädchen, die sogar damals noch 10 Jahre jünger waren als ich. Mädchen, die gegen ihren Willen verheiratet werden, denen die Klitoris verstümmelt wird, alle möglichen Öffnungen beschnitten und zugenäht werden…Ihr kennt ja leider alle diese schrecklichen Geschichten. Wie kann einen so etwas kalt lassen?! Was für ein verdammtes Riesenglück habe ich, dass ich von all diesem grausamen Scheiß verschont geblieben bin? In meinen Augen ist dieses Glück, über das ich schon in Form von Freiheit schrieb und hierfür Seyran Ateş heranzog, ein perfekter Grund mich dafür einzusetzen, dass solche Dinge nicht mehr geschehen. Schon gar nicht unter der Rechtfertigung irgendeines Fantasiewesens. Ihr könnt nun wieder sagen: Aber es ist doch jetzt nicht die Mehrheit auf der Welt, die sowas wie Genitalverstümmelung gutheißt! Ist das ein Grund es dennoch zuzulassen? Dass permanent Menschen darunter leiden müssen, weil dieses Fantasiewesen irgendwelche kranken eigenen Fantaisen hat, ausgedacht von einem noch kränkeren menschlichen Gehirn, dessen Machterhalt von der Ehrfurcht und Angst der Betroffenen lebt?!

Ein perfektes Beispiel für die Heuchelei, die in Religion steckt, ist die Entstehung der Mormonen. ‚Im März 1826 verurteilte ein Gericht in Bainbridge, New York, einen einundzwanzig Jahre alten Mann, weil er „eine aufrührerische Person und ein Hochstapler“ sei. Mehr hätte die Welt wahrlich nicht von Joseph Smith erfahren brauchen. Im Prozess räumte er ein, dass er Mitbürger betrogen habe, indem er waghalsige Goldgräberexpeditionen organisierte, und dass er überdies behauptet habe, dunkle oder „nekromantische“ Kräfte zu besitzen. Vier Jahre später allerdings tauchte er wieder in den Tageszeitungen auf – es ist alles noch nachzulesen – , diesmal als Entdecker des „Buches Mormon“.‘ (2)

Und jedes Mal, wenn ich dergleichen lese, wundere ich mich, dass irgendwie niemand auf die Idee kommt diesen Leuten Einhalt zu gebieten und zu sagen ‚Halt! Stop! Jetzt redest du nicht mehr! Was du hier für einen verfluchten Bullshit von dir gibst! Das ist ja nicht zum Aushalten!‘ Noch einmal zitiere ich hier Hitchens: ‚Trotzdem wirft diese Geschichte die mehr als spannende Frage auf, wie sich ein so offensichtlicher Betrug [Anm. Er schreibt vorher noch mehr, auf welche Weise sich Smith das Vertrauen der Leute erschlichen hat, z.B. indem ihn nie jemand dabei sehen durfte (er hängte einen Vorhang zwischen sich und seinen ‚Sekretär‘), wie er von den von Gott gesandten Goldplatten, auf denen alles geschrieben stand und die mittlerweile aber wohl wieder im Himmel sind, ablas und an irgendwelche armen Hanseln Gottes Wort diktierte. Am besten solltet ihr diese ganze Passage selbst lesen…sie ist gleichzeitig so verstörend wie amüsant.] vor unseren Augen zu einer ernsthaften Religion auswachsen konnte.‘ (3)

Es gibt also Menschen, die sich beleidigt fühlen, wenn man diese ganzen Auswüchse als absurd und betrügerisch bezeichnet. Sicherlich tun uns die Mormonen die meiste Zeit nicht persönlich irgendwas. Aber die Tatsache, dass Menschen absichtlich in die Irre geführt und deren Leichtgläubigkeit ausgenutzt werden, sollte einem doch wirklich zu denken geben. Ich weiß, der Text wird immer länger, aber in diesem Zusammenhang muss ich noch kurz Dawkins zitieren, der wiederum den französischen Anthropologen und Religionsphilosophen Pascal Boyer zitiert, der ein Volk in Kamerun, die Fang, untersucht hatte, in dem ein Glaube herrschte, dass Zauberer keine echten Menschen seien, sie nachts umherfliegen, Ernten zerstören und das Blut der Menschen vergiften. Des Weiteren würden sie Festmahle abhalten, bei denen kannibalistische Speisen auf dem Plan stünden. Es seien sogar Augenzeugenberichte darüber vorhanden. Boyer wird danach weiter zitiert, dass er diese Dinge in einer Runde eines Cambridger Colleges erzählte und ein bekannter katholischer Theologe sich wie folgt dazu äußerte: „Genau das macht die Ethnologie so faszinierend und zugleich schwierig. Sie muss erklären, wie Menschen an solch einen Unsinn glauben können“

Dawkins schreibt dazu: ‚Geht man davon aus, dass besagter Theologe der Hauptrichtung der Theologie angehörte, so glaubte er wahrscheinlich an irgendeine Kombination folgender Aussagen:

– Zur Zeit unserer Vorfahren wurde ein Mann als Sohn einer Frau geboren, die Jungfrau war; ein biologischer Vater war daran nicht beteiligt.

-Derselbe vaterlose Mann sprach zu einem Freund namens Lazarus, der schon lange tot war, dass er stank, und Lazarus erwachte sofort wieder zum Leben.

-Der vaterlose Mann selbst wurde wieder lebendig, nachdem er tot und seit drei Tagen begraben war.

-Vierzig Tage später stieg der vaterlose Mann auf einen Berg und verschwand dann mit seinem ganzen Körper in den Himmel.

-Wenn man sich private Gedanken durch den Kopf gehen lässt, kann der vaterlose Mann (und auch sein „Vater“, der er selbst ist) die Gedanken hören und möglicherweise daraufhin etwas unternehmen. Gleichzeitig hört er auch die Gedanken aller anderen Menschen auf der Welt. [Anm. Eigentlich auch von mir? Von Voodoopriestern auch? Von den Fang (das Volk aus Kamerun) auch? beängstigend.]

-Wenn man etwas Schlechtes oder etwas Gutes tut, kann der vaterlose Mann es sehen, auch wenn es sonst niemand sieht. Entsprechend werden wir belohnt oder bestraft, zum Teil auch nach unserem Tod.

-Die jungfräuliche Mutter des vaterlosen Mannes ist nicht gestorben, sondern wurde körperlich in den Himmel „aufgenommen“.

-Wenn Brot und Wein von einem Priester (der aber Hoden haben muss) gesegnet werden, „verwandeln“ sie sich in Fleisch und Blut des vaterlosen Mannes.

Was würde wohl ein unvoreingenommener Anthropologe, der noch nie etwas von diesen Überzeugungen gehört hätte und zur Feldforschung nach Cambridge käme, davon halten?‘ (4)

Genau diese Frage stelle ich mir auch immer wieder. Wo ist der Unterschied? Wieso muss man es ‚ernst‘ nehmen bzw. Rücksicht darauf nehmen, wenn jemand an DIESE Aussagen glaubt? Wieso muss ich mich darauf gefasst machen, dass ich eventuell ausgelacht werde (von ebendiesen Leuten, die an die oben stehenden Aussagen glauben), wenn ich sage, dass ich an den Weihnachtsmann oder die Zahnfee glaube? Wer nimmt dann Rücksicht auf MEINE ‚religiösen‘ Gefühle? Wieso wird für Religion so ein unglaublicher Hohheitsanspruch geltend gemacht? In einem Gespräch zwischen Dawkins, Hitchens, Dennett und Harris wird überlegt, ob es vielleicht daran liegt, dass viele Menschen mit Religion ganz besondere und persönliche Ereignisse verbinden, auf welche Weise auch immer sie entstanden sein mögen, die wohl sowas wie Höhepunkte/Wendepunkte in ihrem Leben darstellen und sie deswegen gereizt darauf reagieren, wenn man ihnen dieses Ereignis irgendwie absprechen oder nehmen will – indem man es bspw. rationalisiert.

Übrigens sah ich in meiner freien Zeit neulich großartige Dokus über Einstein, die Entstehung der Welt, Zeitmaschinen, Quantenphysik…Wie kann jemand das alles nicht so faszinierend finden wie ich und neugierig genug sein herausfinden zu wollen, wie das alles entstand, ohne sich damit zufrieden zu geben, dass alles von einem Schöpfer gestaltet wurde (von dem niemand weiß, wer ihn geschöpft hat und der überdies absolut nicht intelligent gehandelt hat)?

So, da mein erster Text nach dieser langen Abstinenz nun fast so lang wie die Zeit selbst war, höre ich nun erstmal auf. Mir fiele noch ganz viel mehr ein und es wird die Tage auch wieder mehr dazu kommen. Und ja, ich weiß, dass das Wort ‚Eskimo‘ politisch unkorrekt ist, aber das Bild an sich hat mir gut gefallen und der Text dazu sowieso.

In diesem Sinne:  So u can be the President – I’d rather be the Pope.

Bild

(1) Hitchens, Christopher: Der Herr ist kein Hirte – Wie Religion die Welt vergiftet. München 2009, S. 22

(2) S. 196f

(3) S. 200

(4) Dawkins, Richard: Der Gotteswahn. Berlin 2008, S. 248f

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Killing in the name of! vs. Are people people?

21 Sonntag Jul 2013

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Dawkins, Depeche Mode, Gender, Gott, Religion

Da bin ich mal wieder. Es hat ne Weile gedauert, weil ich Besuch hatte, der mir sehr am Herzen lag (ich führe eine Fernbeziehung über 500km) und ich auch ehrlich gesagt nicht so wirklich Lust hatte irgendwas zu schreiben. Ich fühle mich in diesen Genderdiskussionen nicht sehr wohl, weil ich schlichtweg viel zu wenig Ahnung davon habe. Letztes Jahr sah meine Welt noch ganz anders aus.

Ich machte meinen Bachelor in Kunstgeschichte und Skandinavistik und hatte generell das große Bedürfnis mich für die Menschenrechte stark zu machen. Nach allem, was ich in den letzten Wochen so erlebt habe, müsste es hier jetzt heißen ‚für Menschenrechte‘. Da es ja DIE Menschenrechte offenbar nicht zu geben scheint. Der Impuls, wieso ich mich für andere Menschen und die Durchsetzung ihrer Rechte einsetzen wollte, kam von tief aus mir drin. Wie ihr nun also wisst, bin ich in einer völlig anderen Ecke zu Hause und habe ich mich somit kaum mit irgendwelchen sozial- und/oder politikwissenschaftlichen oder auch philosophischen Texten, Autoren und Theorien beschäftigt (höchstens privat) und war der Meinung, dass es mit gesundem  Menschenverstand – in mehrfacher Hinsicht! – schon funktionieren würde. Meine Bachelorarbeit schrieb ich über den chinesischen Menschenrechtler und Künstler Ai Weiwei vor dem Hintergrund des erweiterten Kunstbegriffs. Damit habe ich einen Versuch gewagt für mich Kunst/Kultur und Menschenrechte zu vereinen, obwohl mein Studiengang keinerlei Ambitionen in diese Richtung hegte. Depeche Mode hat mir erklärt, dass Menschen Menschen sind und somit bin ich seit 3 Jahren Mitglied bei Amnesty International. Momentan eher wieder passiv, weil die Uni es mir zeitlich nicht gestattet hat bei den Treffen dabei zu sein (da lag die wunderbare Vorlesung ‚Gender matters‘). All das, was die letzten Wochen passiert ist, hat mein Welt- und Menschenbild gehörig auf den Kopf gestellt. Ich war so naiv. So jungfräulich und altruistisch. Eigentlich bin ich jedes Mal erschüttert, wenn ich auf Menschen treffe (auch im übertragenen Sinne), deren Ansichten radikal und absolut menschenverachtend sind – also fast immer, wenn ich Nachrichten schaue. Man stumpft schon irgendwie ab, aber gleichzeitig regt sich etwas in mir, das sich enorm davor scheut zu akzeptieren, was auf dieser Welt tatsächlich passiert. Ich führte neulich noch ein kurzes Gespräch mit einer Freundin, die sich selbst als queer bezeichnet und den Gender Studies durchaus etwas abgewinnen kann. Sie hatte offenbar mehr Glück als ich und hat dieses ‚Fach’gebiet eher von der philosophisch-sozialwissenschaftlichen Seite kennen gelernt, in der solche Spinner, wie in meinem Kurs, keine Chance hatten. Auch sei dort die Wissenschaftlichkeit an sich nicht angezweifelt worden – so eine Aussage wäre niemals jemandem eingefallen. Ich kann das natürlich nicht überprüfen und es mag sein, dass ich einfach nur Pech gehabt habe. Aber, was ich für mich mitgenommen habe, ist, dass das nicht mein Schwerpunkt ist. Alles, was diese Thematik betrifft, kann ich nur von meinen eigenen Standpunkten aus bewerten und mit meinem gefährlichen Halbwissen in Verbindung bringen. Ich möchte nicht komplett zurück rudern, aber es soll deutlich sein, dass ich nicht allen Menschen, die sich in einem gewissen Umfang mit diesen Themen beschäftigen, unterstellen will, dass sie es auf diese Weise und mit diesen Ansichten tun, wie es in meinem Kurs stattgefunden hat. Hierbei ist mir übrigens auch noch die Frage eingefallen, welchen Sinn diese Übungen im Gender Training, bei denen man sich darauf fokussieren soll, wann einem das eigene Geschlecht bewusst (geworden) ist, haben. Was soll das? Ist das nicht vollkommen kontraproduktiv, weil wir doch gerade diese Kategorien abschaffen w(s)ollen und Geschlecht die Macht genommen werden soll? Das ist ein Punkt, den ich wirklich nicht verstehe. Darauf rumzureiten, wie man sein Geschlecht wahrnimmt. Klar, es ist interessant zu wissen, wie einem selbst das Geschlecht ins Gedächtnis gebracht wird – natürlich von anderen Menschen! – in bestimmten Situationen, aber das ständig wieder zu manifestieren, kann doch nicht positiv sein. Es verstärkt vermutlich sogar die Wut und den Hass auf die Gesellschaft, die einen dazu nötigt sich zu einem Geschlecht zu bekennen, obwohl man es gar nicht will. Meinem Gefühl nach ist das keine besonders erfolgreiche Basis für Veränderungen…aber gut. Ich will das Thema erstmal abhaken, weil ich hier schon mit Kommentaren zu tun hatte, mit denen ich nicht fundiert umgehen kann, einfach, weil mir das Hintergrundwissen fehlt. Und, ehrlich gesagt, bin ich gar nicht so scharf drauf mir dieses Wissen anzueignen. Es schafft mehrere Lager und kaum Konsenz. Rivalitäten und persönliche Angriffsflächen. Weil jeder irgendwie betroffen ist, hat jeder irgendwie eine Meinung dazu. Da auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen…hmm…naja..

Und Männern bzw. Menschen, die sich global gesehen, grundsätzlich eher in privilegierten Positionen befinden (Privilegien lassen sich, meiner Meinung nach, oft durchaus von mehreren Seiten betrachten…), ganz allgemein abzusprechen, dass sie sich niemals in Diskriminierungssituationen befinden können, spricht leider absolut gegen mein Rechtsempfinden alle Menschen als Menschen zu behandeln. Egal, wie viele Penisse, Brüste, Ohren, Zähne etc. er/sie/es an sich findet und wie viel ‚Glück‘ einige Leute haben mit der ‚richtigen‘ Anzahl an Penissen, Brüsten, Ohren, Zähnen etc geboren zu sein, weil sie dadurch eventuell weniger auffallen und weniger Diskriminierungspotenzial haben. Es gibt immer Situationen, in denen man betroffen ist und für niemanden ist so ein Erlebnis schön. Und beispielsweise einem kleinen Jungen die Erbsünde vorangegangener weißer Männer anzulasten, finde ich grausam. Mir ist durchaus bewusst, was in der Welt passiert ist im Laufe der Zeit, aber ich empfinde so eine ständige Einteilung von Menschen, die offenbar nur auf geschlechtlicher und nicht individueller Basis funktioniert, und dieses mit dem Finger-gezeige als falsch. Es ist mir wurst, wenn ich deswegen als konservativ oder sonstwie bescheuert ideell beschimpft werde. Es gibt Unterschiede. Menschen sind unterschiedlich. Alle. Diese Unterschiede zu nutzen, um Menschen das Leben schwer zu machen, ist schlimm genug. Egal, von welcher Seite. Aber wir haben alle etwas gemeinsam: wir sind nicht die Spitze der Evolution und stammen alle von derselben Reihe an Vorfahren ab. Wir sind alle Angehörige der Tiergattung namens Mensch.

A propos: Gestern bin ich endlich mal wieder dazu gekommen, Dawkins weiter zu lesen. Und ich musste zwischendurch beinahe laut los lachen, weil es einfach zu absurd ist. Da ich im Zug saß, konnte ich die eine Aussage nur auf einem alten Kassenzettel rauschreiben, weil sie mir so sehr aus dem Herzen sprach. Sie bezieht sich auf die künstlich aufgeschäumte Hysterie, wie sie vor einigen Jahren in der islamischen Welt hochkochte, weil die westliche Welt sich in Form von Karikaturen über ihren Propheten ‚lustig machte‘. Dawkins übernimmt hier eine Formulierung des Journalisten Andrew Mueller, der während dieser Zeit eine Diskussion mit einem so genannten ‚gemäßigten‘ Muslim, Sir Iqbal Sacranie, in Großbritannien führte. Dieser erklärte Mueller, wie besonders die Liebe zum Propheten sich im Islam ausdrückt, nämlich, dass sie mehr bedeute als die Liebe zur eigenen Familie und Freunden. Mueller antwortete darauf Dawkins zufolge sinngemäß (ich kann nicht genau erkennen, ob es sich hierbei um ein Zitat Muellers handelt): ‚Wenn jemand einen Prediger aus dem 7. Jahrhundert mehr lieben will als seine eigene Familie, dann ist das seine Sache, aber kein anderer ist verpflichtet das ernst zu nehmen.‘ (1) Dieser Satz trifft es in meinen Augen genau auf den Punkt. Was ist bei Menschen los, die wirklich so eine Präferenz leben? Wie absurd ist es danach zu handeln und im schlimmsten Fall eine längst verstorbene Person, die man nicht mal persönlich kannte, tatsächlich über seine eigenen Eltern, Geschwister, Freunde etc. zu stellen?! Sogar in seinem Namen zu töten? Ich bin mit Dawkins einer Meinung, dass ich es ungeheuerlich finde, wie sehr wir immer noch versuchen es religiösen Menschen recht zu machen. Ständig muss man als nicht-religiöser Mensch Angst haben jemandem auf die Füße zu treten (da fällt mir grad dauernd ein Sex and the City-Zitat ein ‚Careful! Don’t make Charlotte cry!‘), nur, weil man eine andere Meinung hat. Sogar mir wurde von klein auf das Gefühl vermittelt, dass es sich nicht gehört über Religiöse zu spotten bzw. ihnen keinen Respekt entgegen zu bringen. Obwohl es mir schon lange so geht, wie Dawkins es beschreibt: ‚[…], aber warum rollt die Gesellschaft ihnen den roten Teppich aus, als hätten sie eine ähnliche Fachkenntnis wie beispielsweise ein Moralphilosoph, ein Familienanwalt oder ein Arzt?‘ (2) (haha, der Übersetzer von Dawkins ist offenbar kein Fan der Gender-Gap/Sternchen…oder er ist der Auffassung, dass es Frauen, Inter-/Transsexuelle etc. in solchen Berufen nicht gibt 😉 wovon man wohl ausgehen muss, sonst hätte er es ja markiert! Kackiger konservativer Maskulist! – und ich bin paranoid.)

Wir (die Gesellschaft) räumen ihnen Sonderrechte ein, sowohl rechtliche als auch gesellschaftliche. Bis vor einer Weile stand in englischen und schottischen Gesetzen, dass religiöse, monotheistische (!), gemeinnützige Organisationen gar nicht hinterfragt und überprüft werden bezüglich ihrer Hintergründe und Zwecke – und dadurch steuerfrei agieren dürfen. Während säkulare Organisationen genaustens geprüft werden. (3) Andere Gesetze bastelt man wiederum einfach um religiöse Gemeinschaften drum rum, weil diese Gesetze nicht vereinbar seien mit deren Glaubenswerten bzw. in die Durchführung ihres Glaubens eingreifen z.B. bei der Einnahme von verbotenen (! für den restlichen Staat! ) halluzinogenen Stoffen, die die Gläubigen in eine andere Bewusstseinsebene bringen sollen, um Gott besser begreifen zu können. Also, sie GLAUBEN, dass sie Gott dadurch besser begreifen können. Diese Aussage reicht aus. Sie brauchen hierfür keinerlei Beweise, um ein Gesetz umgehen zu dürfen, das für jeden anderen Menschen dort gilt. (4) (wofür braucht man noch mal Wissenschaftlichkeit?!)

Dawkins erzählt auch von einem Televangelisten in den USA (wo sonst?), der über seine Fernsehsendung dazu aufrief ihm acht Millionen Dollar zu spenden, weil (sein) Gott ihn sonst töten würde. Tatsächlich kamen diese acht Millionen zusammen…(5) Ganz ehrlich..man weiß doch nicht, ob man hier lachen oder weinen soll, oder? Einerseits, weil diese Menschen so schlau sind diese religiösen Mechanismen für sich zu nutzen und gleichzeitig, weil andere Menschen dies nicht erkennen und vorbehaltslos ihr Geld für jemanden ausgeben, der es vermutlich bereits eh im Übermaß hat..Und Leute, ich habe das Buch gerade erst angefangen. Ich könnte euch beinahe jede Seite zitieren, weil sie mich sprachlos macht. Die nächsten Tage werde ich meine Lektüre fortführen und sicherlich weiterhin die ein oder andere Geschichte mit euch teilen. Damit der ein oder andere mit mir gemeinsam den Kopf schütteln kann.

Ich werde mir nun Depeche Mode anschmeißen und Dawkins konsultieren. Diesen weißen, männlichen, wissenschaftlichen Bastard! Er wird einen eigenen Platz in meinem Nachtgebet haben!

so why should it be
you and I should get along so awfully?

Bild

  1. (1) Dawkins, Richard: Der Gotteswahn. Berlin 2008, S.42f
  2. (2) S. 36
  3. (3) S. 47
  4. (4) S. 37
  5. (5) S. 48

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Was ist das? Ein weißes Kaninchen?

Ein weißes Kaninchen?
Ein weißes Kaninchen?

Frag Alice, ich glaube, sie weiß es.

Was ihr mir und Anderen so gesagt habt.

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