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Buah, es ist schon wieder Juli. Wann ist das denn passiert?! Vor drei Jahren hab ich das Ding hier gestartet und bin seitdem immer fauler geworden. Auch vom Körpergeruch her, glaube ich.

Die Jobsuche ist angebrochen. Damit hätte bei mir wohl niemand mehr wirklich gerechnet, am allerwenigsten ich selbst. Aufgrund dieser neuen Lebenssituation habe ich erneut begonnen, mich mit dem Thema Arbeit zu beschäftigen. Die meisten von euch wissen wohl, dass ich eine originale Nichtskönnerin bin, im Deckmantel von sowas wie einer ‚Kultur’wissenschaftlerin. Viele Gespräche mit verschiedenen Leuten, insbesondere meinem Bruder, haben mich bereits diverse Male dazu inspiriert, darüber schreiben zu wollen. Irgendwas kam dann aber immer dazwischen oder der Knutschfleck der Muse war zu einer hässlichen Narbe verblasst, die nicht mal mehr weh tat, um mich daran zu erinnern, dass ich ja noch schreiben wollte. Dann sangen mir ab und zu Peter Gabriel und Kate Bush vor, die sich gegenseitig Mut machen und trotzdem geliebt werden, selbst, wenn sie arbeitslos sind. Ich finde es hier sehr spannend, dass ein Lied über Arbeitslosigkeit und die Angst vor dem sozialen Abstieg so populär geworden ist. (Eigentlich wird das im normalen Radio ja eher nicht so thematisiert – aber auf NDR2 läuft auch ‚The bad touch’….was immer das in diesem Zusammenhang heißen möge. ) ‚Don’t give up!‘ kann sich ja erstmal auf alles Mögliche beziehen und lange Zeit habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, worum es in dem Lied überhaupt geht…Ein Grund mehr, sich diesem Thema zu widmen und die eigene Nutzlosigkeit zu ergründen.

In der Theorie habe ich zwei Universitätsabschlüsse, auf die ich mir übrigens rein gar nichts einbilde. Genauso wenig tun das allerdings auch Arbeitgeber. Das Thema ‚Kultur‘ ist bei den meisten Jobsuchmaschinen nicht einmal ein Kriterium. Vor ner Weile musste ich leider auch lesen, dass in einigen Teilen der Welt bereits kultur-/geisteswissenschaftliche Fakultäten zugunsten von wirtschaftlich-effizient ausgerichteten Studiengängen weichen. Es ergibt Sinn, dass Leute mich fragen, was ich denn erwarte, wenn ich doch nicht mal selbst genau weiß, was ich damit machen will. Dann komme ich mir noch nutzloser vor. Am häufigsten merke ich diese Nutzlosigkeit, wenn man feststellt, dass man im Prinzip statt eines Studiums – oder zwei – sein Leben lang Praktika (unentgeltlich natürlich!) hätte machen müssen. Ohne Berufserfahrung ist man vollkommen wertlos auf dem Arbeitsmarkt. Prima! Ich habe quasi ein Drittel des Lebens rum und nichts geschafft. Außer diversen wirklich guten Büchern, Filmen und Videospielen…(Bei Marioland 1 kenne ich jeden (!!!) Geheimgang und Cheat! – vielleicht war doch nicht alles umsonst..Tatsächlich hatte ich schon überlegt, ‚Adventurespiele spielen‘ als meine Softskills im Lebenslauf anzugeben, weil ich echt gut darin bin, kreative Lösungen zu entwickeln und außerdem unter Druck sehr gut arbeiten kann, wie Level 18 bei Tetris beweist! Memo an mich selbst: Arbeitszeugnisse ausstellen!)

Des Weiteren motiviert es enorm, wenn man nach Redaktionsvolontariaten schaut und die dort manchmal Menschen suchen, die ein journalismusnahes Studium gemacht haben, aber bitte gleichzeitig noch Informatik, weil das hier doch eine Zeitschrift ist, die Leute braucht, die schreiben und Monkey Island programmieren können. Und das beides aber bitte mit exzellentem Universitätsabschluss, einschlägigen Praktika und fünf Jahren Berufserfahrung. Nicht zu vergessen: Exzellente Sprachkenntnisse im Deutschen. Während oftmals niemand über deren Anzeigen drüber schaut und denen sagt, dass vor ’sowie‘ kein Komma kommt und all diese gängigen Späße, die mein Dasein als Grammarnazi berechtigen. Sicherlich mache ich hier auch meine Fehler, vor allem flüchtige. Und oft korrigiere ich gefühlte tausend Mal meine Beiträge, weil mir immer noch irgendwo was auffällt oder nicht gefällt. Ganz am Anfang hatte ich Schiss, dass meine Abonnenten mir böse Mails schreiben, weil ich dachte, dass ihr jedes Mal eine Benachrichtigung bekommt, wenn der Text aktualisiert wurde..

Wie dem auch sei. Ein weiterer Aspekt zum Thema Arbeit ist sicherlich die Zufriedenheit. Mit meinem Bruder habe ich oft und tiefgreifend darüber diskutiert, ob es sinnvoll ist, ein ‚Recht auf Arbeit‘ haben zu dürfen. Es gruselt mich, wenn ich morgens mit Herzrasen aufwache, weil ich das Gefühl habe, ich MUSS produktiv sein. Wenn ich nicht produktiv bin, werde ich bewertet. Meist negativ…Hier ist sicherlich der Mindestlohn interessant. Ich weiß allerdings noch nicht genau, wie ich dazu stehe. Ich bin total schlecht im Umgang mit gesellschaftlichen Theorien und Mechanismen, entschuldigt daher hier meine absolut fehlende Expertise. Mein Bruder hat nach einiger Zeit der Nebenjobtätigkeit bei einem großen Medienkaufhaus (was für ein schönes altes Wort! Kaufhaus!) aus erster Hand festgestellt, dass besorgtes Bürgertum häufig mit persönlicher Unzufriedenheit einher geht. Menschen, die sich um ihr eigenes Leben permanent betrogen fühlen, haben offenbar irgendwie weniger Probleme damit, noch weiter nach unten zu treten, um sich teilweise aus der Verantwortung für ihre Entscheidungen zu ziehen. Sicherlich sind nicht alle Entscheidungen vollkommen selbstverschuldet. Ich schwanke immer noch zwischen ‚jeder ist für sich selbst verantwortlich‘ und ‚würde ich ja tun, wenn mir endlich mal jemand ne Chance gäbe!‘ (Fun Fact: Dieses Blog ist tatsächlich daraus entstanden, dass mein Bruder 2013 meinte: ‚Dann bastel dir doch selbst deine Chance! Schreib oder zeig der Welt anderweitig, was du kannst und wer du bist! – Happy Ending noch ausstehend!). Es ist allerdings schlichtweg falsch, Verschwörungstheorien zu spinnen und Leuten die Schuld am eigenen Leben zu geben, die selbst nicht viel haben oder gerade aus noch problematischeren Verhältnissen entkommen sind. Klar, es schweißt zusammen, man hat einen gemeinsamen Feind. Aber lieber schiebt man die Verantwortung ab, als dass man den Hintern zusammen kneift und zur Chefin geht und mitteilt, dass die Arbeitsverhältnisse auf diversen Ebenen eine Katastrophe sind. Die Angst, danach mit noch weniger da zu stehen, steckt einem nicht nur im Nacken. Das verstehe ich. Da ich aber der Meinung bin: Ich hab nur dieses eine Leben! muss man entweder dazu stehen, dass es nicht besser wird oder man geht Risiken ein. Und auch da kenne ich das Versumpfen im dunklen Loch, das Gefühl, dass man am Ende doch irgendwie nichts ändern kann. Oder es schlimmer wird.

Übrigens finde ich diese Leute schrecklich, die in der Fußgängerzone sitzen, mit ’nem Hund und die Menschen anbetteln, die sie eigentlich verachten, weil sie Teil des Systems sind. Ich meine, sie dürfen das gerne so tun, wenn das ihre Vorstellung von Leben ist. Aber konsequent ist es irgendwie nicht, oder? Man könnte nun fragen, ob ich neidisch bin, weil die quasi ohne wirklich was zu tun, den ganzen Tag rumhängen dürfen und Sangria aus dem Tetrapak trinken. Weil es vielleicht eine gewisse Form von Freiheit birgt. Ehrlich gesagt, denke ich das nicht. Jeder definiert Freiheit anders und es kommt mir so vor, dass das nicht meine Form davon ist. Oft erwische ich allerdings mich selbst bei dem Gedanken, Menschen abzuwerten, weil sie sich offenbar nicht genug anstrengen, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es eigentlich gerne wollen. Gestalten so Leute wie Punks ihr Leben so, wie sie es wollen? Man macht wohl immer irgendwo Abstriche. Hm… Für mich stellt sich die Frage, ob das wirklich so leicht geht mit der Selbstbestimmung. Am Ende ist man wohl so verzweifelt, dass man als junge Frau mit Studienabschluss jeglichen Job annehmen muss, damit man das Gefühl hat, wieder ein vollwertiger Teil der Gesellschaft sein zu dürfen. Ich will nicht produktiv sein MÜSSEN, um akzeptiert zu werden und trotzdem unterliege ich selbst diesen Gedankenmustern..Das ist wieder alles ziemlich wirr, oder? Vielleicht hätte ich doch noch einmal auf die Muse und ihre Struktur-Skills warten sollen…Ist es erstrebenswert, einen Job zu haben, bei dem man sich 90% des Jahres darauf freut, endlich in den Urlaub fahren zu können? Ist es vermessen von mir, nach all der Tortur an den Unis, einen Job haben zu wollen, der zumindest halbwegs zu mir passt und von dem ich zumindest meine Miete und mehr als ein Mal die Woche Nudeln mit Ketchup essen kann? Und dann noch als unnütze ‚Kultur’wissenschaftlerin.

Eine Welt, in der Kultur irgendwann vielleicht keinen Platz mehr hat, macht mir wirklich Angst. Sogar mehr Angst als die Islamisierung des Abendlandes (und das ist ja quasi schon auf einer Stufe mit der Angst vor der Hölle!). Dass ich überhaupt Leuten erklären muss, wie wichtig Kultur ist und was sie so tut. Passiert leider oft genug, direkt und indirekt. Dann drohe ich wieder in Selbstmitleid zu versinken, weil ich schon auch weiß, dass ich Quatsch studiert habe. Aber naja, es ist halt, wie es ist. Wenn die Leute, die an meiner Uni in der Verwaltung sitzen, einen Job haben dürfen, dann sollte ich schon lange einen haben. Es ist so viel Inkompetenz da draußen. Wann bin ich endlich ausgebildet genug, um qualifiziert zu sein, einen angemessenen Job haben zu dürfen?

Ich denke, das soll für heute reichen. Endlich mal wieder was zu lesen, ne? Habt ihr bestimmt so richtig vermisst.

You gotta hang on to yourself! Vielleicht füge ich nachher oder so noch ein spannendes Bild hier rein. Michelle Obama soll übrigens ein Mann sein. The more you know! Ich schick das jetzt mal so ab.